Wie ihr vielleicht mitbekommen habt, belege ich seit 2009 einen Fernlehrgang bei der Schule des Schreibens (SdS). Jetzt habe ich leider feststellen müssen, dass die SdS zwar eine Schule mit einer vierzigjährigen Tradition ist, aber sie aus dieser auch nie herausgefunden hat.

In meinem letzten Lehrheft (Kinderliteratur 1) stand doch tatsächlich, dass Dreijährige langsam an den Gebrauch von Fernsehgerät und Kassettenrekorder herangeführt werden.

Muss ich aufzählen, wie viele Studien den zu hohen Fernsehgenuss von Kleinkindern untersuchen?

Aber ernsthaft: Kann man Musikkassetten überhaupt noch kaufen?

Genauso wurde mein Hinweis, dass Kinder immer früher das Medien Internet entdecken komplett ignoriert. Dabei hat mich erst letztens ein Achtjähriger gefragt, ob ich auch einen Account bei Facebook habe.

Darauf kam folgende Antwort:

Ich werde diese Stelle bei der nächsten Überarbeitung korrigieren, ebenso den Verweis auf den CD-Player (statt Kassettenrecorder) sowie das Internet, obwohl kleine Kinder (bis 3 Jahre) nach wie vor Kassetten hören. Ich bin auch sicher, dass es Leser geben wird, für die der Hinweis auf das Internet als Informationsquelle für Kinder problematisch ist.

Klar, das Internet ist ein kontroverses Thema. Umso mehr ein Grund, es in die Lehrhefte aufzunehmen, anstatt es einfach zu verdrängen.

Aber das Beste kommt noch: Besagtes Lehrheft erklärte, dass man Kinder regelmäßig auf Straßen, in Schulen, und in KNEIPEN antrifft.

In Kneipen?!?

Bitte was?!?

Ich habe diesen gravierenden Fehler dem Studiensekretariat gemeldet, worauf folgende Antwort kam:

Ich stimme Ihnen zu, dass der Verweis auf die Kneipe als Aufenthaltsort für Kinder und Jugendliche auf Seite 12 des Lehrhefts KI01 irritiert. Der Autor meinte hier sicherlich die „Kneipe“ nur als Aufenthaltsort für Jugendliche, aber das ist nicht sehr klar abgegrenzt hier.

Kneipen als normaler Aufenthaltsort für Jugendliche sind meiner Meinung nach nicht viel besser! Jedoch kann ich mir denken, wie die zustande gekommen ist. In den letzten Lehrheften wurden immer wieder Themen wiederholt, teilweise ganze Texte kopiert. Wahrscheinlich kommen die Kneipen aus einer Lektion für Erwachsenenliteratur – ich hoffe es zumindest.

Dennoch ist es unglaublich, dass eine Fernschule, die sich damit brüstet, seit 40 Jahren zu lehren, derartige Fehler unterkommen und es nicht schafft, mit dem Verlauf der Zeit zu gehen.

Soso, jetzt trifft man also Kinder regelmäßig in Kneipen

2 Kommentare zu „Soso, jetzt trifft man also Kinder regelmäßig in Kneipen

  • 5. März 2011 um 15:38 Uhr
    Permalink

    Hallo,
    ich habe oft überlegt, ob ich auch mal Schreiben lernen soll, bekomme auch andauernd Werbung von der Schule des Schreibens, bei mir scheitert es aber immer am Geld.
    Aber vielleicht kannst du mir einfach einmal schreiben, wie es für dich dort so läuft. Ich meine, bekommst du Kritik, mit der du arbeiten kannst, oder verbringst du mehr Zeit damit deinen Stil verteidigen zu müssen?

    Dass sie keine besseren Lehrhefte zusammenstellen finde ich sehr schade, zumal das ja so viel kostet. Gerade Kinder sind doch sehr flexibel im Verwenden von Medien. Mein kleiner Bruder war knapp über ein Jahr als es selbstständig DVD in den Player gelegt und aufgedreht hat. (Er war aber wohl verdammt schnell und ist weiterhin auf Medien spezialisiert). Es gibt aber glaube ich noch Kinderkassetten, weil die doch ein bisschen unverwüstlicher sind als CDs.
    Es gibt eigene Seiten für Kinder im Internet, man könnte also bestimmte Seiten erlauben, und das Kind hätte kein Problem.
    Ich würde aber nicht sagen, dass sich Kinder öfter in Kneipen als in Chatrooms herumtreiben.
    Das sollte man doch berücksichtigen, wenn man für Kinder schreibt. Man kann ja eine Geschichte über Chatrooms schreiben, aber wohl eher nicht über eine Bar aus der Sicht eines Kindes.

    Nicht nur meine Meinung, denke ich.
    Ich freue mich immer von dir zu lesen.
    lg
    p.

  • 5. März 2011 um 17:28 Uhr
    Permalink

    Man kann es kaum glaube, aber es ist wahr: es gibt Musikkassetten für Kind, nebst Equipment, das gemeinhin robuster ist als CD-Spieler und Co 🙂
    Und man kann es problematisch finden, wie man will, die Medien gibt es nun mal und man kann sich auch nicht davor verschließen. So gerne ich mein Kind vom Computer fernhalten will, es geht gar nicht, denn ich kann ja der Grundschule nicht den Computerunterricht verbieten und noch viel weniger darf ich mein Kind nicht von der Schule ausschließen.
    Genausowenig lasse ich mein Kind daheim, wenn im Kindergarten mal eine DVD geschaut wird.
    Kinder und Jugendliche in Kneipen? Wo bitte bewegt sich der „Autor“?
    Ich darf dir aber sagen, dass diese Lehrhefte nicht die einzigen sind, die offenbar in einer Zeitschleife stecken.

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