Am 8. Und 9. Juni lud mich die Gustav – Dreyer Grundschule ein, um bei der Wiedereröffnung der Schulbibliothek mitzuwirken. Da an diesen beiden Tagen viel geschehen ist, habe ich mich entschlossen, meine Erlebnisse auf zwei Berichte aufzuteilen. Also … Tag 1 in Hermsdorf:

Die Gustav Dreyer Grundschule liegt mitten zwischen Häuschen und kleinen Villen, welche für diesen Stadtteil typisch sind. Zunächst dachte ich, ich hätte mich hoffnungslos verfahren, da man die Grundschule von der Straße aus nicht erblicken konnte. Aber wenn man einen Mittelgang zwischen den Häusern folgte, ragte plötzlich dieses riesige Schulgebäude vor einem auf. Keine Ahnung, wie ich das übersehen konnte? Aus dieser sehr zentralen Lage, ergibt sich jedoch ein Vorteil/Nachteil; je nach Sicht. Denn ich konnte durch die Fenster der Bibliothek in die anliegenden Gärtchen schauen. Anwohner, Swimmingpools und Sandkästen betrachten. 😉

Die Bücherei stellte sich als ein heller Raum mit einer durchgängigen Fensterfront heraus und vielen Billy – Regalen voller Bücher. Dafür sollte ein Dank an die Eltern der Grundschule gehen, die über Wochen Bücherspenden gesammelt, sortiert und organisiert haben, damit die Schüler wieder schmökern können. Dennoch überraschte mich die Vielfalt der Leihbücher. Von Kinderbuchklassikern wie Momo, Sachbüchern bis hin zu relativ neuen Erscheinungen war alles mit dabei. Märchen, Pferdegeschichten, Bilderbücher für Erstleser, selbst ein paar englische Ausgaben.
Praktischerweise konnte ich mir die Auswahl in Ruhe ansehen, da ich zwischen meinen Lesungen mit Rat zur Seite stand. Die richtige Reihenfolge der Percy Jackson – Bände habe ich noch hinbekommen. Schwierig wurde es erst, als ein Junge mich beauftragte, mit ihm einem Cyber-Krimi zu suchen. Über die Krimis, die ich ihm aus den Regalen suchte, war er nicht begeistert. Diese waren nicht „realistisch“ genug. 😉

Insgesamt hielt ich sechs Lesungen an zwei Tagen in den fünften und sechsten Klassen. Für diese Zeit war die Bibliothek mein Reich, dass ich höchstens mit der Bibliothek – AG oder den Bibliothekarinnen teilte. Die Klassen kamen also mich besuchen und stürzten sich – wie sollte es auch anders sein – zunächst auf die bequemen Korbstühle, die für die Lehrer reserviert waren. Wenn ich die Wahl hätte, würde ich immer ein Sitzkissen gegenüber Hockern und Bänken vorziehen. Praktischerweise hatte ich mir einen Korbstuhl mit meinem Timmy-Buch reserviert. 😉

Es war heeeeiß, drückend, schwül warm und unangenehm an diesem Tag. Wir klebten praktisch an unseren Stühlen und ich hätte zu gern, aus meinen Flyern Fächer gebastelt. Dafür haben die regelmäßigen Gewitter gut mitgespielt; das Donnergrollen funktionierte wie ein Paukenschlag und untermalte meine Darbietung. Korbe zu sprechen macht im Übrigen immer mehr Spaß. Aus dem anfänglichen Halskratzen ist eine gutmütige, tiefe Stimme entstanden, die mich selbst noch immer überrascht. Den Zuhörern jedoch gefällt. Die Schüler in Hermsdorf sahen mir jedenfalls gespannt zu, während ich zwischen Korbe, Erzähler, Timmy und wieder Korbe wechselte. Und das Satz für Satz.

Die Top-Berufsvorschläge:

  1. Bankräuber, wobei der Junge mir Bescheid sagt, welche er ausraubt, damit ich mein Geld in Sicherheit bringen kann.
  2. Klonkrieger – infolgedessen eine heiße Diskussion ausbrach, ob es die Klone von Bobafat oder seinem Sohn waren. Oder anders herum? Ich verwechsel die beiden immer …
  3. Bettentester
  4. Flugzeugingenieur
  5. Luxushoteltesterin – ab 5 Sternen. Damit würde sie dann alle ekligen Zimmer umgehen.
  6. Finanzmakler

Die Schüler hatten Fragen über Fragen. Nicht zu meiner Person oder zur Entstehung eines Buches. Nein, zum Inhalt. Zum ersten Mal habe ich fallen lassen, dass Timmy selbst ein Allergomörder wird und – BOOM – die Fragenbombe platzte. Wie funktioniert das mit Timmy? Muss er nicht zur Schule? Wie nehmen die Allergomörder ihre Aufträge an, wenn sie doch anonym arbeiten? (Na, sie sind wie die Mafia, ist doch klar. 😀 ) Wer leitet die Allergomörder? …

Doch wie sollte man Neugier wecken, ohne zu sehr zu spoilern? Ich entschied, dass jeder sich die Ohren zu halten sollte, der es nicht hören möchte und

VORSICHT SPOILER

erzählte, wer der Kopf der Allergomörder sei und wen Timmys erstes Auftragsattentat treffen sollte.

SPOILER ENDE 😉

Dennoch waren alle überzeugt, dass Korbe seine Finger im Spiel haben musste. Ich konnte ihnen diese Annahme nicht ausreden. Ein Junge fragte mich dann noch über meine Allergien aus, weil er überlegte, wie er ein Attentat auf mich ausüben würde. Praktischerweise habe ich mehr „Allergomörder-Erfahrung“ als er genossen und rettete mich galant aus seinen Fallen.

Aufgrund der Hitze war die letzte Klasse nur noch müde und ich leider unkonzentriert. Dazu habe ich einem Deutschlehrer seine Stunde geklaut und musste mich ein bisschen sputen. Aber wenn ein Mädchen mir zum Abschluss Folgendes erklärt:  „Ich dachte, das wäre nur ein Buch für Jungs. Dabei ist das total spannend.“

Dann waren die Lesungen doch ein Erfolg. 🙂

Gustav-Dreyer-GS Tag 1: Donnergrollen als mein neues Orchester

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