Gebundene Ausgabe

320 Seiten

Verlag: C. Bertelsmann Verlag

Erscheinungsdatum: 11. März 2013

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Inhalt:Piet Barol kommt 1907 als Hauslehrer nach Amsterdam. Mittellos, aber gesegnet mit außergewöhnlich gutem Aussehen, scharfem Verstand und unwiderstehlichem Charme erobert er die Familie des reichen Hoteliers Vermeulen-Sickerts im Sturm. Vor allem Jacobina, die Frau des Hausherrn, entdeckt schon bald Piets Talente der besonderen Art. Sein eigentliches Ziel aber ist es, in Amerika sein Glück zu machen – und das stellt den ehrgeizigen jungen Mann vor manche unerwartete Herausforderung. (Quelle: Bertelsmann Verlag)

Der Autor: Richard Mason wurde 1977 in Südafrika geboren und ist in England aufgewachsen. Noch vor seinem Studium in Oxford schrieb er seinen ersten Roman „Der Liebesbeweis“, der als internationaler Bestseller in über zwanzig Sprachen übersetzt wurde und weltweit 4 Millionen Leser begeisterte. Es folgten „Der unsichtbare Vierte“ (2005) und „Minutenwalzer“ im Jahr 2009. Der Autor lebt in New York, Kapstadt und Glasgow. Momentan schreibt er an der Fortsetzung seines jüngsten Romans „Die geheimen Talente des Piet Barol“. (Quelle: Bertelsmann Verlag)

Figuren: Hauptfigur Piet Barol besticht durch sein gutes Aussehen und seinen Charme. Mit diesen beiden Eigenschaften wickelt er sowohl Frauen als auch Männer um den Finger; und das nicht nur in erotischer Hinsicht. Aus ärmlichen Verhältnissen stammend versucht er sein Glück als Hauslehrer in einem der reichsten Häuser der Amsterdamer Belle Epoque. Dank seiner Gewitztheit und seines Glücks wird er bei den Vermeulen-Sickerts angestellt. Diese Stellung nimmt jedoch eher den kleineren Teil des Buches ein. Piet oder im späteren Pierre, lernt Luxus und Genuss in vielerlei Hinsicht kennen. Zwar gewinnt er das Vertrauen der Familie, aber nach und nach entwickelt sich der Aufenthalt für Piet immer wie ein Tanz auf dem Drahtseil: eine listige Tochter, die ihn bloßstellen will, Sohn Egbert, der das Haus nicht verlassen kann. Die Dame des Hauses Jabobina, mit der er eine Affäre beginnt und dann noch Maarten, den Herren des Hauses. Zwischen ihm und Piet entsteht eine fast familiäre Beziehung, während irgendwie das gesamte Haus Piet anhimmelt. Er ist ein Verführer und Schelm, der immer irgendwie einen Ausweg findet. Dennoch konnte ich mich nicht völlig mit ihm anfreunden. Vielleicht weil trotz der kuriosesten Wendung er immer noch einen Lösung findet.

Die Figuren an sich sind alle tiefgründig, sehr gut dargestellt und wunderbar in Szene gesetzt. Sei es Tochter Louisa, die gegen die Konventionen einer jungen Dame aus reichem Hause kämpft, oder Didier, der Hausdiener, der für seinen Freund Piet Kopf und Kragen riskiert, um seine Zuneigung zu erhalten. An sich zeigen die Figuren einen Querschnitt der Gesellschaft Anfang des 20. Jahrhunderts. Der strenge Geschäftsmann mit Mönchsglauben, seine ergebene, aber sich sexuell vernachlässigt fühlende Frau, die Dienstboten. Jeder in diesem Roman schlägt sich mit der Zeit angemessenen Problemen und Konventionen herum. Wünsche und Träume, Tabus und Ausbrüche und wie diese die einzelnen Figuren umsetzen (oder eben unterdrücken) stehen zentral im Mittelpunkt von Masons Geschichte. Es hat Spaß gemacht zu lesen, wie Piet sich durch die schillernde Welt der Vermeulen-Sickerts bewegt oder später den Erste-Klasse-Passagier auf der Eugenie mimt. Genauso hat es aber auch Spaß gemacht, herauszufinden, wie New York auf eine Hausdienerin wirkt. Glanz- und Schattenseiten beleuchtet der Roman.

Sprache: Masons Roman liest sich flüssig und leicht. Trotz der ruhigen Geschichte zog mich die Sprache ins Buch. Die Geschichte besticht mit Detailreichtum, der mir an manchen Stellen etwas zu überladen vorkam. Das oder ich verstehe mich zu wenig auf europäische Möbel. Die vielen Stühle, Gläser, … brachten mich durcheinander.

Gespielt wird mit häufigen Perspektivwechseln, sodass jede Figur mal in den Vordergrund rückt. Obwohl innerhalb der Szenen oft zwischen den Figuren gesprungen wird, entsteht kein Bruch in der Erzählung. Leider gab es bei den erotischen Szenen hier und da derbe Ausdrücke, die mich störten. Sie stachen heraus und wirkten auf mich fehl am Platz.

Lob und Kritik: Gut gefallen hat mir, wie Mason Opern mit Piets Geschichte verknüpfte und auch immer wieder darauf anspielte, bzw. zitierte. Genauso muss ich loben, wie gut dargestellt die Handlungsschauplätze worden sind. Ob nun Herrengracht 605 oder der Luxusdampfer, Mason legt Wert auf die Details, um eine stimmige Welt Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts zu bieten. Ein bisschen fühlte ich mich, als würde ich still ein Gemälde betrachten. „Die geheimen Talente des Piet Barol“ liest sich genau so. Die Seiten verfliegen, mehr Details werden sichtbar, bis man am Ende das Gesamtwerk (auch wenn es nur ein erster Teil ist) erkennt. Wer neugierig ist, im Netz gibt es einige Youtube-Videos, in denen Mason die Herrengracht 605 heutzutage zeigt oder auch über die Bedeutung der Musik im Roman aufklärt.

Stellenweise las sich der Roman jedoch auch zu plätschernd. Mich persönlich hätte mehr Egberts Problem interessiert als z.B. Piets Bloßstellung auf der Bedienstetenparty. Leider wird das Leiden des Sohnes fast mühelos bewältigt, wie alles, was Piet anfasst. Es wirkte oft zu mühelos.

Zusammenfassend: „Die geheimen Talente des Piet Barol“ ist ein stiller, aber raffinierter Roman über die Suche nach Glück und Erfüllung, welcher mit Masons guten Schreibstil überzeugt. Daher vergebe ich 4 von 5 möglichen Sternen und bedanke mich zum Schluss noch einmal beim Bertelsmann Verlag für das Rezensionsexemplar.

Rezension : Richard Mason – Die geheimen Talente des Piet Barol

3 Kommentare zu „Rezension : Richard Mason – Die geheimen Talente des Piet Barol

  • 28. August 2013 um 13:56 Uhr
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    Wunderbar! Ich hatte diesen Titel vor einigen Wochen in irgendeiner Zeitschrift schon mal gesehen und wollte ihn mir notieren. Und habe es natürlich vergessen.

    Deine sehr gute Rezension hat mich wieder daran erinnert. Jetzt notier ich es mir doch auf meine Wunschliste. Vielen Dank!

  • 29. August 2013 um 18:16 Uhr
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    Bitteschön! 🙂
    Freut mich, dass die Rezension Gefallen gefunden hat!
    Lieben Gruß, Cornelia

  • 26. September 2018 um 06:48 Uhr
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    Hallo Cornelia,
    ich lese das Buch geradae mit großem Interesse und frage mich was aus dem Versprehcen „Fortsetzung folgt“ geworden ist. Eine google-Suche hat (noch) nichts ergeben. Wissen Sie mehr ?

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