Inhalt:
„Wilma weiß genau, was sie will: dem Waisenhaus entkommen und Detektivin werden. Ihre Chance kommt, als sie an eine gemeine alte Frau als Hausmädchen verkauft wird: Der berühmte Detektiv Theodore P.Goodman ist ihr Nachbar! Ab sofort überlässt sie nichts dem Zufall, denn sie will unbedingt seine Assistentin werden. Da wird ein wertvoller Stein gestohlen und es tauchen Leichen mit tiefgefroren Herzen auf und es wäre doch gelacht, wenn Wilma und ihr Hund Pickle diesen Fall nicht lösen könnten“ (Quelle: Dressler Verlag)

Sprache:
Die außergewöhnliche Erzählinstanz hebt das Buch von anderen Detektivgeschichten der Kategorie ab neun Jahre ab. Erinnert sogar an klassische, englische Kinderbuchautoren durch den allwissenden Erzähler, der nicht chronologisch erzählt, von Figur zu Figur springt und viel, viel mehr weiß als die Protagonisten. Dennoch lehnt Emma Kennedy sich nur an, ihre eigene Art zu erzählen hat mir ebenso gefallen. Spannungsgeladen (für die Altersstufe), witzig und vor allem schön flüssig.

Wunderbar fand ich die Begriffserklärungen, die in die Geschichte spielerisch eingeflochten werden. Meist innerhalb von Dialogen fragt die neugierige Wilma ihr großes Idol Theodore P. Goodman, was denn ein Indiz sei oder was „kontemplativ“ bedeutet. So fühlt man sich nicht belehrt, und dennoch ist das Buch auch für jüngere Leser geeignet, ohne über Fachbegriffe zu stolpern.

Figuren:
Sprachlich hoben sich die Figuren nicht immer einzeln ab, besonders Inspektor Lemone und Theodore wirkten nur gemeinsam unterschiedlich, dafür aber als Team umso besser und lustiger. Verhalten und Motive der Figuren waren trotzallem gut und differenziert ausgearbeitet. Selbst wenn ein paar Figuren wie Lemone und Barbu D’Anvers typisiert waren, so lasen sie sich nicht wie ein Klischee. Die Autorin griff auf typische Krimi-Elemente und Figuren zurück, doch gab sie ihnen dank Details Besonderheiten. Wie der Woll-Tick der Haushälterin (gestrickte Gummistiefel?) oder die Vorliebe nach Maisplätzchen von Theodore (Der leider nie eins bekam, weil Wilma, Inspektor Lemone oder der Hund Pickle sie wegfutterten 😉 ).

Wilma ist ein sehr anstrengendes Mädchen, wie der berühmte Detektiv bald herausfindet, aber auch sehr zielstrebig, neugierig und aufgeweckt. Ihr Wunsch, Detektivin zu werden und die Bewunderung, die sie für Theodore hegt,  stellen sie sehr knuffig und putzig dar. Und bald fängt man beim Lesen an über ihr unbedachtes Verhalten den Kopf zu schütteln und sich zu sorgen. Diese Entwicklung vollzieht sich also nicht nur bei Theodore, sondern auch beim Leser.

Lob und Kritik:
Als Kritikpunkt sollte man die Fülle an Details und Personen anführen, die es zeitlich unmöglich machten, die richtigen Indizien aufzuspüren. Erst im Verlauf der Geschichte, als sich bestimmte Punkte doppelten, schickte die Autorin den Leser auf ihre Fährten, die richtige wie auch viele falsche. So gesehen waren die Details aber auch ein Pluspunkt. Emma Kennedy bewies damit ihre Kreativität und ihren Ideenreichtum, mit denen sie Cooper Island auszeichnete.

Ebenso toll war die skurrile, humorvolle Erzählweise und die vielen, kleinen Szenen, in die das Buch aufgeteilt ist. Ideale Länge zum Vorlesen. Und als besonderer Pluspunkt: Obwohl die Altersstufe recht jung angesetzt wird, verwendeten die Bösewichte Gewalt und Foltermethoden. Dies wurde jedoch so umschrieben, dass es kindgerecht blieb. Ich fand die Stelle, an der der Erzähler erklärte, dass man sich nicht weiter mit der Folter an Haanstra beschäftigen sollte, sondern lieber an etwas Schönes denken, wie Kätzchen in einer Socke, zauberhaft. Erfrischend anders.

Zusammenfassend:
Gerade die Auflösung des Falls hat mich überrascht. Ich bin der falschen Fährte aufgesessen und die vielen Wenden am Ende haben mich verblüfft; das schafft manche Erwachsenenliteratur nicht mal. Oh, und nach den ganzen Maisplätzchen habe ich Hunger bekommen, daher werde ich das angehängte Rezept ausprobieren und Pfefferminztee dazu genießen.

Alles in allem verleihe ich „Wilma und das Rätsel der gefrorenen Herzen“ fünf von fünf möglichen Sternen für eine wunderbare, und teilweise auch lebensweise Geschichte über eine kleine Jung-Detektivin. Jetzt heißt es, Daumen drücken, dass der Verlag die weiteren Bände auch übersetzt!

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Rezension : Emma Kennedy – Wilma und das Rätsel der gefrorenen Herzen
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