– Der Wolkenkratzerthron –

Tom Pollock

450 Seiten

erschienen Juli 2013

Mehr Infos gibt es auf der Verlagsseite.

Oder auf der Homepage des Autors.

Inhalt:Die Stadt ist ein gefährlicher Ort, wenn man nicht aufpasst.

Als Beth, Schulverweigerin und begnadete Sprayerin, dem grauhäutigen und wilden Filius Viae begegnet, ahnt sie nichts von der dunklen Seite Londons, auf der Fil Kronprinz ist. Mit ihm gemeinsam geht sie auf die Suche nach Verbündeten, um sich gegen Reach, den Kran-König, zur Wehr zu setzen und die Rückkehr der Königin der Straßen Londons, Filius‘ Mutter, vorzubereiten.
Ein Buch über Freunde und Monster und darüber, dass man sie nicht immer klar voneinander unterscheiden kann.“ (Quelle: Überreuter)

Das Cover: Erfrischend, anders. Und doch spiegelt es so gut die Geschichte und Beths Liebe fürs Taggen und Sprayen wieder. Verzaubert mit seinen wüsten Wesen und macht neugierig zugleich, wer dieses Mädchen wohl genau ist, das in die Kämpfe der magischen Welt Londons gerät.

Figuren: Beth ist eine äußerst starke Figur, sie gehört beiweiten nicht in dieses „Rette mich“-Schema. Nach dem Tod ihrer Mutter praktisch auf sich selbst gestellt, kämpft sie sich durch ihre Schulzeit, ist ungehobelt und grobschnäuzig und lässt sich von niemanden etwas sagen oder aufzwingen. Sie verbindet eine tiefe Freundschaft zu Pen, für die sie alles tun würde, die sie stets beschützen möchte. Die zwischenmenschlichen Beziehungen rund um Beth sind im Allgemeine toll miteinander verknüpft. Beth wird zu demjenigen, der Fillius Mut und Stärke verleiht und mit ihm eine Armee von Wesen. Sie wird zu einer Galionsfigur des Kampfes und doch behält sie Schwächen und Ängste und – zum Glück – ihr großes Mundwerk. Herrlich, wie frei von der Leber Beth und Fillius sich teilweise anschnauzen, und das obwohl er doch der Sohn einer Göttin sei.

Fillius hingegen wirkt zu Beginn noch wie ein Angeber, ein Großmaul und teilweise auch ein Großkotz. Es hat Spaß gemacht zu lesen, wie wenig er seiner Rolle als Anführer noch gewachsen ist, wie viel Verantwortung er beweist, allein weil Beth ihn immer weiter antreibt. Sie seine Sorgen und Ängste erkennt, ihn tröstet und aufbaut. Immer wieder wiederholt sich der Punkt, dass Fillius und Beth allein vor ihren Problemen davon gelaufen wären. Zusammen stellten sie sich jedoch dem eigentlich Unmöglichen, rannten ihm noch entgegen. Ihre Vertrautheit entwickelt sich zur Freundschaft, zu einer zarten Liebe, die trotz der Kriegswirren und des Ausgangs der Geschichte nie kitschig wirkte.

Sprache: Für ein Debüt mächtig gut. Ein klarer, wohl formulierter Stil, der mich schon auf der ersten Seite des Buchs packte und am Ende wohlig unterhalten zurückließ. Mit Bildern im Kopf, so detailliert, als hätte ich mir einen Film angesehen und nicht ein Buch gelesen. Das ist für mich auch Pollocks Talent. Seine Vision eines phantastischen Londons heraufzubeschwören und mit wenigen Worten im Kopf des Lesern lebendig werden zu lassen. Und nicht nur das, ich bin total verliebt in die versteckte Symbolik dieses Buchs. Ich könnte zeilenweise darüber schwärmen, aber dann würde ich nur spoilern …

Lob, Lob, Lob: Diese magische Welt und wie diese mit dem wirklichen London verknüpft ist: genial. Lampenwesen, Bordsteinpriester, Gleisgeister, Reflexokratien – Tom Pollocks Ideen fesselten mich beim Lesen an die Seiten. Simpel, wunderbar, liebenswert und manchmal auch schrecklich. Ich habe ich mich schlicht in das Szenario des Buchs verliebt. Wie das Alte der Stadt Londons den immerwährenden Kampf gegen die Kräne, die Erneuerung, führte, hat mich mitgerissen. So wie Beth, die in den Straßen Londons ein Zuhause und in den seltsamen Wesen Freunde und Mitstreiter fand, so tauchte auch ich in die Geschichte mit ein.

Die überraschenden Wenden. Ich konnte mir nie sicher sein, was als nächstes passiert. Welche Figur wann wieder auftaucht und obwohl der Kampf gegen den Krankönig von Anfang an vorherbestimmt war, so überraschte mich Pollock mit seiner Geschichte. Gerade zum Ende hin mit Drehungen, mit denen ich nicht gerechnet hätte. (Und bei denen ich  – ganz ehrlich – laut mit „Neeein!“ aufbegehrte. 😉 ) Dennoch zeichnet sich das gewählte Ende durch seine Tragik und Dramatik aus. Wie schon im Buch erwähnt, die Figuren kämpfen einen Krieg, und aus einem Krieg kommt niemand unversehrt zurück,

Die Umsetzung hat mir einfach besonders gut gefallen. So wie jede Großstadt sind auch in dieser Geschichte die Orte dreckig, verlassen und vollgestopft vom Müll der Meschen. Die Menschen tragen ihre Lasten, Fehler und Ängste mit sich und alles vermischt sich zunächst zu einer trüben, einsamen Welt, in der Fillius wie ein magischer Ausweg für Beth wirkt. Aber dann kommt eben doch alles anders, vielleicht habe ich deswegen das Buch so ins Herz geschlossen. Pollock schafft es zu zeigen, dass selbst die giftigsten Dämpfe, der Schlick und die vergessenen Seelen zu etwas Nutze sind. Eine gute Seite haben. Beth die Familie geben, die sie am dringendsten braucht.

Zusammenfassend: Grandioses Debüt! Eine einfach geniale, starke und phantastische Geschichte über die geheime magische Welt Londons und den geheimnisvollen Prinzen der Straßen. Ich habe gelacht, gestaunt, geweint und die Faust vor Wut geballt und daher vergebe ich für diesen Lesegenuss 5 von 5 möglichen Sternen.

Abschließend bedanke ich mich bei Ueberreuther für das Rezensionsexemplar und frage sogleich nach: Wann kommt Band zwei? 🙂

Rezension : Tom Pollock – Wolkenkratzerthron (Skyscraper Throne #1)