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Kai Meyer

Carlsen Verlag

400 Seiten

ISBN: 978-3-55-58292-8

Mehr Informationen findet ihr auf der Verlagsseite.

Inhalt: „Eines Tages tauchten sie aus dem Nichts auf – die Geister der Toten. Millionen auf der ganzen Welt, und stündlich werden es mehr. Sie stehen da, bewegungslos, leuchtend, ungefährlich.
An der Absturzstelle eines Flugzeugs, mitten in Europas einziger Wüste, warten zwei junge Frauen auf die Geister ihrer verunglückten Eltern. Rain hofft, die Begegnung wird ihrer jüngeren Schwester Emma helfen, Abschied zu nehmen. Auch Tyler, ein schweigsamer Norweger, ist auf seinem Motorrad nach Spanien gekommen, um ein letztes Mal seine große Liebe Flavie zu sehen. Dann erscheinen die Geister. Doch diesmal lächeln sie. Und es ist ein böses Lächeln.“ (Quelle: Carlsen)

Über den Autor: „Kai Meyer, geboren 1969, studierte Film- und Theaterwissenschaften und arbeitete als Journalist, bevor er sich ganz auf das Schreiben von Büchern verlegte. Er hat inzwischen über fünfzig Titel veröffentlicht, darunter zahlreiche Bestseller, und gilt als einer der wichtigsten Phantastik-Autoren Deutschlands. Seine Werke erscheinen auch als Film-, Comic- und Hörspieladaptionen und wurden in siebenundzwanzig Sprachen übersetzt.“ (Quelle: Carlsen)

Kai Meyer liest auf der LBM14 aus "Phantasmen"
Kai Meyer liest auf der LBM14 aus „Phantasmen“

Den Namen Kai Meyer setze ich seit einigen Jahren mit Lesevergnügen gleich. Ich lese seine Bücher gern, fühle mich unterhalten, von den Geschichten mitgerissen und einige gehören auch zu meinen absoluten Lieblingen. Um so weniger konnte ich begreifen, was mit mir bei „Phantasmen“ geschah. Ich las und las, aber es fesselte mich nicht. Anstatt mich von meinem Alltag abzulenken, lenkte mich alles von diesem Buch ab. Die ersten 50 Seiten schaffte ich noch in einem Rutsch, aber danach musste ich das Buch immer wieder weg legen. Es war zum Haareraufen, Seufzen und Kopfschütteln. Die Zweifel wurden immer größer, ich dachte schon, ich habe etwas beim Lesen nicht verstanden, habe sogar noch mal angefangen, wie um mich zu überzeugen, dass der Fehler bei mir lag. Aber es lag nicht an mir. Leider.

Sprache: Kai Meyer überzeugt eigentlich mit einer bildhaften Sprache, dem Talent, Orte wunderbar in Szene zu setzen, Stimmungen und Atmosphäre mit kleinsten Details zu zaubern. Bei „Phantasmen“ fehlte dies. Erstens war es sprachlich unsauber, Formulierungen saßen nicht richtig oder waren unpassend gewählt. Metaphern und Verlgeiche hinkten, der bildhafte Stil blitzte nur auf den ersten Seiten auf. Zweitens kam kaum Atmosphäre auf. Ich meine, Geister, die tödlich lächeln, die Apokalypse, Straßen vollgestopft mit Leichen, ect … müssten doch eine schaurige Ausgangssituation liefern? Aber die Kapitel lasen sich zäh, lieblosen Beschreibungen folgte die reine Wiedergabe der Handlung, sogar die Dialoge wirkten hölzern.

Figuren: Kaum greifbar. Eigentlich gibt es immer eine Figur, mit der man warm wird, selbst wenn es nur eine Nebenfigur ist. Doch bei „Phantasmen“ tat ich mich mit allen gleichermaßen schwer. Ob nun Rain, Emma, Tyler oder Haven – sie blieben blass. Mit Rain konnte ich am wenigsten anfangen,vielleicht lag es auch daran, dass sie bis auf Emma keinerlei Bindungen hatte. Nach der Hälfte beschlich mich sogar das Gefühl, dass abgesehen von ihrer Haltung, immer ihre kleine Schwester zu beschützen, sie nicht viel zur Handlung beitrug. Dass Tyler und Emma wichtiger für den Fortgang der Geschichte waren. Schockierend. Alles, was die Figuren einem näher bringen sollte, die Erzählungen über die Vergangenheit, die Flashbacks, las sich wie eingeschoben, wie zwischen die Handlung gequetscht, weil es noch erwähnt werden sollte.

Dazu konnte ich ihre Entscheidungen nicht nachvollziehen. Emma sollte so kurios wirken, wie sie auftrat, aber Tyler und Rain? Wieso entwickelte sich dort eine Liebesgechichte? Wieso vergaßen sie trotz ihrer Erfahrungen in Afrika und auf der Tour quer durch Europa die Gefahren und handelten so leichtsinnig?

Lob und Kritik: Geister, die plötzlich erscheinen, und ohne Vorwarnung mit einem Lächeln töten – ein interessantes Thema. Ich habe mich wirklich darauf gefreut, ein gruseligen Roman zu lesen, doch es scheiterte an der Umsetzung. Das Geschehen war rasant, es passierte viel, aber der Handlung und den Figuren fehlte der Biss. Manchmal musste ich beim Lesen innehalten und zurückblättern, weil ich zweifelte, ob es wirklich so entwickelte Manchmal habe ich das Buch einfach weggelegt, weil die Beweggründe für die Entscheidungen der Figuren einfach unlogisch waren.

Mir fehlten die Emotionen. Tyler versucht alles, um Flavie zu retten, aber ich habe kaum etwas über sie erfahren, abgesehen davon, dass sie blind ist und mehrere Nahtoderfahrungen hatte. Wie sind sie überhaupt zusammen gekommen? Wieso benahm Tyler sich so, als wäre es eine Verpflichtung, Flavie zu retten, anstatt seiner großen Liebe. (Was ich ihm gleichzeitig nicht lange abkaufte, immerhin bändelt er ja schnell mit Rain an.) Auch Haven, den ich eigentlich widerwärtig finden sollte, löste kaum etwas in mir aus.

Das Ende war frustrierend. Nach und nach werden Antworten geliefert, warum das Problem der Geister sich so entwickelt hat. Aber am Schluss des Romans blieb ich als Leser mit zu vielen Fragen zurück. Was haben die Probanden nun gemacht? Was waren denn jetzt diese Kammern? Wenn Rain, Emma und Tyler ebenfalls halbtot waren, warum haben sie keine Verbindung zu den Kammern gehabt? Was ist den jetzt mit dieser Sekte? Wie sieht es in der Welt aus? Wie ich es auch betrachtete, ich konnte keinen richtigen Abschluss finden. Genauso wenig, wie ich in die Geschichte richtig hereinfand.

Zusammenfassend: Eine Geschichte mit Längen, fehlender Atmosphäre, blassen Charakteren und unsauberer Sprache. Schweren Herzens kann ich „Phantasmen“ nur 2 von 5 möglichen Sternen geben. Das kannst du besser, Kai! Ich setze meine Hoffnung in „Die Seiten der Welt“, welches nächsten Monat erscheint. Bitte, hau mich mit diesem Buch wieder um.

Rezension : Kai Meyer – Phantasmen