Tag 1 – 16.03.2011

Ich bin bestimmt nicht die Einzige gewesen, die diese Woche kopfschüttelnd vor ihrem vollen Kleiderschrank stand und nichts zum Anziehen fand. Man möchte halt gut aussehen auf der Buchmesse! 😉 Dabei hatte ich es dieses Jahr doppelt so schwer. Einerseits stellte ich mir die Frage, was ziehst du unter dein knallbuntes T-Shirt an (sonst leide ich nach zwei Stunden in den zugigen Hallen an einer Lungenentzündung)? Anderseits standen vier Lesungen auf dem Plan, die man kleidungstechnisch irgendwie mit dem Werbe-T-Shirt verbinden musste. Dass der eigene Ehemann droht, zur Lesung auf der Fantasy-Insel einen HD-Camcorder mitzubringen, erleichtert das Kofferpacken nicht unbedingt.

Oh je, jetzt habe ich einen ganzen Absatz dafür verschwendet, was ich anziehe. Wirklich spannendes Thema … Verzeiht, verzeiht, ab hier beginnt dann der Reisebericht. Erstaunlicherweise habe ich fast die Hälfte der Reise damit verbracht, Berlin hinter mir zu lassen. Man glaubt gar nicht wie groß und weitläufig diese Stadt ist, bevor man endlich am Berliner Bären und dem alten DDR Grenzposten vorbeigefahren ist. Ein deutlicher Hinweis ist auch die Geschwindkeitsbegrenzung auf dem Stadtring.

Ich weiß nicht, wie ich es geschafft habe, aber ich bin zwei Stunden zu früh angekommen. Wahrscheinlich lag es an meinem Drang, dass Messegelände wieder zu sehen. 😉 Da das Hotel mir direkt meine Zimmerkarte aushändigte, hatte ich plötzlich ganz, ganz viel Zeit. Selbst nach dem Auspacken änderte sich dies nicht. Und mal ehrlich, ich habe das aufgeräumteste Hotelzimmer der Welt. Kleidung nach Tagen sortiert, Lesezeichen & Flyer griffbereit, Koffer verstaut. Dennoch war es erst zwölf Uhr. Was meint ihr, wie ich die zusätzlichen Stunden genutzt habe? Kleiner Tipp: Als ich aus meinem Hotelfenster sah, konnte ich das Messegelände sehen. Klar und deutlich sehen. Also so klar wie es im Nebel eben geht …

Natürlich habe ich von meinem Fachbesucherausweis Gebrauch gemacht und den Ausstellern beim Aufbau zugesehen. Ich war entsetzt, dass ich innerhalb von eineinhalb Stunden alle Hallen ablief. Okay, wenn man nicht bei jedem zweiten Stand Halt machen muss, um seine Manuskripte anzupreisen, schafft man die Reihen deutlich schneller.

Ein paar alte Hasen werden jetzt den Kopf schütteln, aber hey, die Hallen waren genauso aufgebaut wie im letzten Jahr?! Also die IFA ist jedes Jahr ein bisschen anders; ich hatte schon Panik mich nicht mehr orientieren zu können. Aber so war es, als würde man nach Hause kommen. Es roch nach Buchmesse (und vielen Kartons), es klang nach Buchmesse (und dem Lied von Ducksauce) und alles sah wieder nach Messe aus. Bücher, Bücher, Bücher. Nein, besser. Menschen, Menschen, Menschen, die alle mit Büchern zu tun haben, diese lieben und einen sofort verstehen, wenn man über die Euphorie spricht, mit dabei zu sein. Manchmal kann ich das Gefühl nicht leugnen, für verrückt gehalten zu werden, wenn ich von der Messe wie von meinem Elysium, spreche …

In den Hallen war bereits einiges los, doch Papierfresserchen war noch unterwegs. Auch eine Freundin, bei der ich vier Mal vorbeischaute, tauchte noch nicht auf. (Mal sehen, was sie zu meinem Flyer sagt, den ich zurückgelassen habe.) Trotz Kisten, Autos, die auf den Wegen parkten und schrecklich viel Müll, war es sehr entspannend. Ohne Gedränge – praktisch als einziger Besucher – konnte ich schon einen Vorabblick auf die neuen Bücher werfen, die mich besonders in Halle 2 gereizt haben. Wäre ein Verkauf möglich gewesen, ich hätte locker zehn Stück mitgenommen …

Damit ich aber meine Fachbesucherkarte nicht völlig ausnutzte, habe ich später Papierfresserchen noch pflichtbewusst Lesezeichen und Flyer vorbeigebracht und Halle 2 mit Postern plakatiert. Außerdem habe ich erfahren, dass ich für meine Lesung auf der Fantasy-Insel einen VIP-Pass erhalte. 🙂 VIP – Pass! Plus Schlüsselanhänger. Hihi!

Über den ersten Tag gibt es nicht viel mehr zu berichten. Zur Erleichterung meines Magens habe ich einen Globus-Supermarkt entdeckt (vergleichbar mit dem amerikanischen Wallmarkt) und mich mit einer Dreitagesration von Cup Noodles eingedeckt. Kommt mir nicht mit gesunder Ernährung! Es ist Buchmesse, ich habe kaum Zeit und zwei Orangen als Vitaminspritze dabei. Ich werde die nächsten Tage eh dank Kaffee und Zuckerschocks überleben. Für Dominic habe ich auch schon etwas gefunden. Mousse au Chocolat mit Straciatella Geschmack. Da wird er wahrscheinlich die Schüssel auslecken. 😀

Dadurch dass die kommenden Tage noch stressig genug werden, habe ich den ersten Abend ruhig angehen lassen. Früh ins Hotel (Fitnessraum und Sauna checken), die Lesung für morgen vorbereiten und Champions League schauen. Ein gemütlicher Abend; die letzte Ruhe vor dem Sturm. Wobei Buchmessesturm ist toll. 😉

Tag 2 – 17.03.2011

Wie sagte Orson Welles? Man braucht eine Katastrophe, damit das Stück gut wird. Mir waren das einige Katastrophen zu viel. Es begann damit, dass mir der Roomservice 20 Minuten vor Ankunft meines Taxis mitteilte, sie hätten meine Bestellung vergessen. Kaffeestürzen und Brötchenstopfen in Rekordzeit ist genau die richtige Art und Weise einen Tag zu beginnen. Aber generell sind Leipziger Taxifahrer bei mir unten durch. Sie brettern mit 70km/h durch 50er-Zonen, bremsen nur in Kurven und haben keine Ahnung von ihrer Stadt. Laut google maps hätte ich für meine Hinfahrt zur Mittelschule Portitz nur zwölf Minuten gebraucht, gefahren sind wir eine halbe Stunde. Wenn man so schnell fährt, dass selbst Navis mit dem Neuberechnen nicht hinterher kommen, dann stimmt definitiv etwas nicht.

Als ich dann doch die Mittelschule erreichte, war ich mir im ersten Moment nicht sicher, ob ich am richtigen Ort war. Ich habe keinen Bäcker, kein Geschäft entdecken können, nur kleine Familienhäuser. Und bumm, stand ich zwischen kastenförmigen Betonklötzen. Glücklicherweise empfing mich meine Verlagsvertretung – Frau Penner – und wir suchten uns einen Weg ins Lehrerzimmer. Dort wurden wir von den vielen netten Lehrerinnen empfangen (kein einziger Mann) und uns wurde Frühstück serviert. Schade, dass ich im Hotel so hetzen musste, in Leipzig Thekla gehen die Uhren nämlich anders. Sie gehen gelassener. Termine werden um zwanzig Minuten nach hinten geschoben ….

Meine erste Lesung war vor einer sechsten Klasse und sollte in einem Biosaal stattfinden. Dadurch dass die halbe Klasse krank war, hatte ich kaum 15 Zuhörer. Die Lesung war schwierig. Der Saal hatte eine Akustik, die ich schlecht einschätzen konnte. Die Schüler wiederum gaben mir das Gefühl, dass sie einfach nur nach Hause wollten und die Zeit mit so wenig Aufmerksamkeit wie möglich absaßen. Wenn ein Mädchen nach der Lesung fragt, ob ich Timmy selbst geschrieben habe, muss irgendetwas schief gelaufen sein.

Zum Glück besserte sich alles zur zweiten Lesung für die fünften Klassen. Frau Sonnenberg, eine   Lehrerin, verbrachte die Pause mit Frau Penner und mir, um unser Vocal Coach zu sein. Wie redet man laut vor zwei Klassen in einer Aula, die ca. 100 Mann fasst, und das ohne Mikro. Wie holt man richtig Luft, wie betont man, … Meine Kopfstimme werde ich noch ewig suchen, aber zumindest habe ich mir ein paar Tipps abgucken können, wie schnell ich lesen sollte.

Die fünften Klassen waren deutlich interessierter. Sie lachten während des Textes, tuschelten kaum – abgesehen von denn üblichen zwei, drei Störenfrieden, die es immer gibt. Dieses Mal haben die Kinder mich mit ihren Berufswünschen überrascht. Jedes schlug mir mindestens drei Stück vor. Bauarbeiter, Maskenbildnerin, Architektin, Hundeausführer, Rennfahrer, Fotografin, … Ein Junge würde in Onnipolis am liebsten Weltbeherrscher werden. 😉 Wenn fünfzig Kinder jedoch beschließen mit ihrem Nachbarn über Berufe zu reden, dann habe ich trotz aller Tipps von Frau Sonnenberg keine Chance. Meine Berufschancen als Lehrer sind also gestrichen, die Schüler würden mir nur auf der Nase herumtanzen.

Bei der Fragerunde ist mir eins im Gedächtnis geblieben: Muss man Ehrgeiz haben, um ein Buch zu schreiben, und macht es Spaß? Wenn es nicht Spaß machen würde, hätte ich wohl in den letzten zwei Monaten den halben Mittelteil von Tou’Gard nicht neugeschrieben. Ich bin schließlich kein Masochist. Ein Junge war über mein Alter so überrascht, im fiel die Kinnlade herunter. Er dachte doch tatsächlich, ich sehe aus wie eine Zehntklässlerin. Vielen Dank lieber Frisör, dass du aus zwei Zentimeter Spitzen schneiden, locker fünf bis acht  gemacht hast. Bis die Haare wieder nachgewachsen sind, halte ich mich an den Gedanken, dass ich solche Reaktionen auch noch in dreißig Jahren haben möchte. Ansonsten, ja, ich bin volljährig, oder muss ich schon wieder meinen Personalausweis vorzeigen?

Die Lesung ging leider zu schnell zu Ende, obwohl ich hoffnungslos überzog. Die Kinder haben  Frau Penner und mir noch Verlagskataloge, Flyer und Lesezeichen aus den Händen gerissen. Wie eine regelrechte Meute.

Das Chaos brach aber nach der Lesung erst richtig aus. Ich hatte für kurz nach zwölf ein Taxi in Richtung Messegelände bestellt. Wir kamen pünktlich raus und warteten. Warteten mit unseren Bücher und Materialkisten unter dem Arm. Im strömenden Regen. Nach einer halben Stunde erschien das Taxi immer noch nicht, also bestellte ich ein neues. Die Hotline erklärte mir, der Fahrer braucht zehn Minuten. In der nächsten halben Stunde hat man mir übrigens noch vier Mal erklärt, dass der Fahrer in drei Minuten ankommen sollte. Anscheinend war dies der einzige Satz, zu dem die Hotline fähig war. Dies und „Es tut mir leid, Frau Franke.“ Mir nicht. Ich wollte jemanden den Hals umdrehen, dafür dass ich einregnete, nicht von der Stelle kam und Frau Penner die Minuten zu ihrem nächsten Termin zählte.

Die Mittelschule Portitz muss im Bermuda – Dreieck von Leipzig liegen. Navis funktionieren nicht, Taxis finden nicht her, keine Autos, kaum Menschen. Nur diese Betonklötze von Schulgebäuden. Ein Wunder, dass wir es überhaupt zurückgeschafft haben.

Nach einer kurzen Cup Noodle Party ging es dann endlich zur Buchmesse. Ich musste doch mein neues TShirt einweihen! Kaum einer sprach mich an, aber die Blicke gingen doch deutlich in meine Richtung. Wenn man meinen Buchtitel liest, ist dies auch der einzige Grund, warum man mir auf ihr-wisst-schon-welche-Stelle starren darf. 😉

Ich habe mich in Halle 2 ausgetobt; Fantasy, Kinder- und Jugendliteratur. Wäre ich nicht begeistert durch die Reihen gewandert, hätte es mich auch gewundert. 😉 Ich habe die Verlagsgebote studiert (Reckless 2 kommt 2012), mir die Bücher und Neuerscheinungen angesehen. Obwohl mein Sub Zuhause dem schiefen Turm von Pisa ähnelt, habe ich viel zu viele Bücher gefunden, die ich haben wollte. Viel zu viele.

Bei meinem Verlag habe ich das neue Papierfresserchen geknuddelt, ein Kuscheltier, das mir bis zum Knie ging. Leider hat mir mein Verlag das Foto noch nicht zugeschickt, daher werde ich es an dieser Stelle noch nachfügen.

aufgenommen von Felizitas Monforts
aufgenommen von Felizitas Monforts

Meine Freundin, habe ich dann doch an ihrem Stand angetroffen. Ich freute mich über dasWiedersehen, schließlich war der letzte Kontakt (abgesehen von Emails und Telefonaten) auf der Buchmesse 2010. Wir haben uns ausgetauscht, ich habe einige neue Kontakte geknüpft. Leider war dieses Treffen viel zu kurz. Aber jeder muss bei der Buchmesse zu einem Haufen Termine eilen. Meine Freundin war praktisch immer unterwegs.

Am Stand von „Panini Comics“ traf ich auf die Autorin von „Sissi – Die Vampirjägerin“. Mit all diesen qualvollen Erinnerungen an die Filme, musste ich mir dieses Buch und ein Autogramm holen. Bitte, bitte lass „Franzl“ zu Staub zerfallen. Bitte, bitte. 😉 Im nächsten Monat erscheint dann „Die Leichen des jungen Werthers“, welches sofort in meinen Amazon Einkaufswagen wandert. Spontan würde ich gern „Kabale & Triebe“ verfassen.

Jedoch habe ich mich von der Messe zu weiteren Büchern verführen lassen. Ich habe den vielen Versuchungen nicht

standhalten können und bin dann doch in die Messebuchhandlung  verschwunden. Eine halbe Stunde später verließ ich sie mit folgender Ausbeute:

Tommy Krappweis:  Mara und der Feuerbringer

Susanne Mittag: Melina und die vergessene Magie

Christa Kern: Sissi – Die Vampirjägerin

Bernd Perplies:  Magierdämmerung

Seltsame Mischung, nicht wahr?

Halle 4 und 5 habe ich noch halbwegs geschafft, aber meine Füße haben protestiert. Daher schaffte ich es auch nicht mehr zum Social Community Treffen. Ich war einfach nur froh auf mein Hotelbett zu fallen. Schließlich musste ich noch die Lesung für die Fantasy Insel proben und diesen Bericht hier tippen, bevor ich auf der Tastatur einschlafe. Ich hoffte, dass alle Unfälle und Missgeschicke ihr Ende fanden und die MDV mich nicht im Stich lässt.

Bericht Leipziger Buchmesse – Teil 1

2 Kommentare zu „Bericht Leipziger Buchmesse – Teil 1

  • 21. März 2011 um 16:10 Uhr
    Permalink

    Liebe Cornelia,

    Ich war am Samstag auch an der Buchmesse und liess es mir nicht nehmen den Stand des Verlages Papierfresserchens zu besuchen und dein Buch zu begutachten. „Timmy und die Allergomörder“ steht nun in meinem Regal und wartet darauf gelesen zu werden =)
    Leider habe ich deine Lesung verpasst, Hedda Esselborn meinte noch, du hättest eine Lesung gehalten.
    Ein schöner 1. Bericht über deine Erlebnisse der Buchmesse!

    liebe Grüsse
    mirjam
    PS: Was hast du denn schlussendlich farblich passendes zu deinem Shirt angezogen – gibts ein Foto? *g*

  • 21. März 2011 um 16:45 Uhr
    Permalink

    Hallo Mirjam,

    ja es gibt Fotos, aber die müssen mir noch zugeschickt werden. Daher kann sich das um ein paar Tage verzögern. Auf Facebook findet man jedoch schon einige.
    Ich freue, mich dass Timmy nun bei dir im Regal ein neues Zuhause gefunden hat und bin gespannt auf deine Meinung zum Buch.
    Die Lesung auf der Fantasy-Insel stelle ich die Tage noch online. Dann kannst du von zuhause aus zuhören. 😉

    Viele Grüße
    Cornelia

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