Inhalt: Den jungen Gelehrten Icherios Ceihn packt die Angst. Niemals zuvor ist er durch diese finsteren Lande gefahren, noch nie hat er ein Irrlicht gesehen. Es ist das Jahr 1771 und Icherios auf dem Weg in den tiefsten Schwarzwald, um eine Mordserie aufzuklären. Im Dorf erwartet ihn schon eine seltsame Ansammlung aus Vampiren, Werwölfen und Menschen, die alles andere als friedfertig ist. Und ein Mord folgt auf den nächsten …

„Wenn Sie lebend ankommen wollen, tun Sie was ich sage.“ – Der zunächst ruhige Anfang, wird durch diesen Satz über den Haufen geworfen. Fragte man sich doch als Leser, was diese seltsame Kanzelley ist und wohin es den armen Icherios verschlägt, so änderte sich die Stimmung des Buches ab diesen Punkt. Das von Hungersnöten gepeinigte Karlsruhe, der unheimliche Schwarzwald, die Stimmung verdichtete und verdüsterte sich, bis Icherios Dornfelde erreicht. Danach nahm diese jedoch leider wieder ab, und wurde durch den Konflikt ersetzt, ob es Werwölfe und dergleichen wirklich gibt.

Figuren: Die Figuren waren schön gezeichnet und charakterisiert. Besonders den Werwolf Rabensang konnte ich mir in seiner Persönlichkeit sehr gut vorstellen, manchmal sogar besser als Icherios. Der Inspektor selbst bestach mit seinen zwei Persönlichkeiten. Einmal der kühle, rationale Wissenschaftler, der Leichen seziert, ohne mit der Wimper zu zucken. Andererseits der Nervöse, der Änsgtliche, der mit seinem Verstand gar nicht diese paranormale Welt erfassen kann oder will. Dies war auch zugleich einer von Icherios‘ Anfangskonflikten – der Zwist zwischen Wissenschaft und Aberglaube. Leider wurde dieser zu schnell fallen gelassen und durch Wiederholungen ausgetauscht, dass er vor einiger Zeit er noch nicht an all diese Werwölfe, Vampire, … geglaubt hatte.

Greifen konnte ich jedoch nicht die Vampire, weder Calan noch Carissima von Sohon. Diese wirkten sehr blass beim Lesen. Vielleicht weil die Autorin nicht zu viel verraten wollte, um ihre möglichen Mordmotive im Dunklen zu lassen. Die ständigen Gedankenspiele von Icherios, ob Sohon nicht doch unter Verdacht stehen könnte, traten jedoch so häufig auf, irgendwann hoffte ich nur noch, dass es eine absichtlich falsch gelegte Spur war.

Dafür war Maleficium, sowohl als Figur als auch kleines Maskottchen, putzig. Ich liebe solche kleine Begleiter und am liebsten würde ich der Ratte ein Stück Käse für ihren tollen Auftritt geben. 😉

Lob und Kritik: Lob verdient definitiv die Idee, diese Geschichte in einem deutschen Dorf spielen zu lassen, hinter einem historischen Hintergrund, und deren Umsetzung. Die Kulisse wird detailreich aufgebaut, man kann sich Schauplätze gut vor Augen rufen. Die Fülle an Figuren wirkte jedoch zu Beginn verwirrend, und im Laufe des Buches wünscht man sich dann mehr Hintergrund zu diesen Charakteren. Sicherlich kann man auf Grund der begrenzten Seiten nicht auf alle eingehen. Aber ich hätte mir gewünscht, mehr über Rabensang und Sohon herauszufinden, vielleicht ein wenig mehr über die Opfer. Ja, selbst bei Icherios tappe ich noch bei einigen Punkten seines Wesens im Dunkeln, auch wenn dies wahrscheinlich absichtlich für einen weiteren Band zurückgehalten wurde.

Im Nachhinein fällt einem erst auf, dass alle Hinweise, die echten als auch die falschen, in ein Netz aus Details eingewoben sind, was ich hier definitiv als positiv herausstellen möchte. Dadurch, dass Icherios sich jedoch durch einen absolut undurchsichtigen Nebel aus Lügen, Intrigen und geheimen Machenschaften kämpfen muss, um überhaupt die wirklichen Beziehungen der Dorfbewohner klarzustellen, dämpft dies das Handlungstempo. Auch die Szenen, in denen der Mörder umgeht, sind ruhig geschrieben (durch die präzise Art des Tötens) und so kamen mir die spannenden Momente, die ich erwartet hätte, etwas zu kurz.  Außerdem, wenn ich schon eine Sexszene andeute, um im Genre zu bleiben, dann bitte doch flüssig. Lustigerweise waren diese Zeilen, die holprigsten im Roman. Gleichzeitig hat der Wendepunkt, an dem die verschmähte Frau Rache nimmt, überrascht – damit hatte ich nicht mehr gerechnet.

Der Täter oder die Suche nach dem Täter selbst hatte sich nach zwei Dritteln des Romans getan, ab da hatte ich ihn – und mein Verdacht bestätigte sich. Ich bin kein passionierter Krimileser, eher brauche ich diese Bücher der Abwechslung willen, daher ist es umso erstaunlicher, dass ich den Mörder / die Mörderin doch so schnell aufdeckte. Im letzten Drittel wurden auch die Hinweise so überdeutlich, ich las das Buch nur noch zu Ende, um die übergreifenden Zusammenhänge zu erfahren und verstehen.

Und der dickste Kritikpunkt: die fehlerhafte Innengestaltung. Rechtschreibfehler, Wörter die durch Überarbeitungen stehen geblieben sind – das kann ich alles verzeihen. Aber nicht, wenn die Anführungszeichen ständig falsch gesetzt sind. Manchmal sogar mitten innerhalb der wörtlichen Rede, dafür dann keins mehr am Ende dieser. Das sind Stellen, bei denen man beim Lesen innehält und denkt: Moment mal, da spricht doch noch die Figur?! Oder nicht?

Zusammenfassend: Zwischenzeitlich las sich das Buch wirklich gut und flüssig, dann aber gab es immer wieder Stellen, die sich zäh wanden und ich auch gar nicht das Verlangen spürte, unbedingt weiterzulesen. Bei einem Krimi fieber ich eigentlich dem Punkt entgegen, wenn der Mörder enttarnt wird, bei diesem Roman fehlte jedoch dieses Kribbeln, das einem magisch zum Buch zieht. Daher kann ich das Buch durch so seine sowohl guten als auch schlechten Punkte nur durschnittlich bewerten und vergebe drei von fünf Sternen für „Die Alchemie der Unsterblichkeit“.

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Rezension : Kerstin Pflieger – Die Alchemie der Unsterblichkeit

Ein Kommentar zu „Rezension : Kerstin Pflieger – Die Alchemie der Unsterblichkeit

  • 14. August 2012 um 11:31 Uhr
    Permalink

    Hallo,

    da sind wir, was dieses Buch betrifft so ziemlich einer Meinung.

    herzliche Grüße

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