Vielleicht habt ihr es ja schon über Facebook mitbekommen, dass ich zurzeit an einer Zeitreisegeschichte für Jugendliche schreibe. Irgendwie habe ich mir die Arbeit einfacher vorgestellt, obwohl ich mich noch nie an Historisches herangewagt habe. Also Romane in der Richtung lese ich eher weniger, auch wenn ich mich durch ein paar Werke im Bereich der Zeitreisen durchgearbeitet habe. Und jetzt merke ich auf mein großes Problem: Ich weiß nicht genug über Geschichte! Schon gar nicht über deutsche und Berliner Geschichte…
Daher stapeln sich gerade die Nachschlagewerke bei mir auf dem Schreibtisch und ich habe gefühlt 80 Tabs bei Firefox offen, die mich quer durch die Jahrhunderte führen. Denn ständig halte ich zurzeit beim Schreiben inne und frage mich:
Gab es das Gebäude damals schon? Und schwupps sind 20 Minuten fort, weil dieses blöde Ding 1XXX ganz anders hieß. Waren die Wege schon gepflastert? Wie sahen die Brücken aus? Musste man für diese einen Zoll bezahlen? Wann wurden die ersten Straßenlaternen erfunden? Da verschwinden dann die nächsten Schreibminuten. Was verdiente man denn überhaupt in der Zeit? Was aß man? Wie sahen die Fortbewegungsmöglichkeiten aus? Die Kleidung? Gab es vielleicht Dialekte? (Da bin ich auf die äußerst interessante Form des Mittelhochdeutschen gestoßen.) Oder bestimmte Umgangsformen? Das ist dann der Moment, in dem man schmunzelt, weil bürgerliche unverheiratete Mädchen in Berlin im 19. Jahrhundert »Demoiselle« genannt wurden.
Wer lebe wann und in welchen Bereichen der Stadt? Wo verlief die Stadtmauer der alten Stadt Cölln? Wann wurde diese abgerissen? Und so weiter und so fort … Alles unglaublich spannend, und wenn ich die Zeit hätte, würde ich gerne noch viel mehr darüber erfahren – aber auch unglaublich ablenkend.
In den letzten Tagen ist es nicht selten, dass ich gefühlte dreieinhalb Stunden recherchiere, Bücher wälze und im Internet klicke, um dann fünf Seiten zu Papier zu bringen. Aber da kommt dann der Perfektionismus in mir durch. Ich würde mich in Grund und Boden schämen, wenn am Ende ein Leser meines Manuskriptes in seiner Rezension schreiben würde: total schlecht recherchiert. Ist doch alles anders verlaufen.
Und so wälze ich weiter alte Zeitungsberichte und grase meine Unibibliothek nach hilfreichen Nachschlagewerken über das Weben ab oder treibe die Klickzahlen der Webseite des Deutschen Historischen Museums ordentlich in die Höhe. 🙂
Da sehne ich mich aber fast schon danach, dass meine Figuren sich endlich in Zeiten tummeln, die nicht ein paar Jahrzehnte zurück, sondern in der Zukunft liegen. Ideen für eine mögliche Zukunft hätte ich genug. Wenn man sich so anschaut, was die klügsten Köpfe der Welt für Visionen haben – da kribbelt es einem gleich in den Fingerspitzen. Daher sitze ich auch zurzeit unheimlich gerne an den Berliner Schauplätzen meines Manuskripts und denke mir: Wie das wohl in 30 Jahren aussieht? Was für Technologie wird sich bis dahin in unseren Alltag eingeschlichen haben? Glaubt man den Worten der jeweiligen Entwickler sind ihre Dinge sogar jetzt schon alltagstauglich, wenn auch nur bedingt bezahlbar.
Also die seltsam in die Gegend starrende Person in Berlin-Mitte bin ich, falls ihr mich demnächst einmal sehen solltet! 😉
Und damit schließe ich den kleinen Bericht über die neusten Schreibentwicklungen auch schon wieder ab, mein Roman schreibt sich ja nicht von selbst. Besonders nicht, wenn ich jetzt erstmal eine Recherche über das Berliner Stadtschloss starten werde. Also, ab nach Mitte und auf, auf in die Grimm-Bibliothek.
Habt ebenfalls einen schönen Tag!

Ich muss schneller in die Zukunft gelangen!

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