Ich muss gestehen, als Teenager, so ungefähr vor zehn Jahren, habe ich Bücher von Kai Meyer, vor allem die Merle-Trilogie, sehr gern gelesen; um nicht zu sagen: verschlungen. In letzten Jahren ist es etwas weniger geworden, u.a. auch, weil ich kaum Zeit hatte, weitere Reihen zu beginnen. Aber als dann letztes Jahr „Asche und Phönix“ erschien, konnte ich nicht widerstehen. Ein Einzelband, interessantes Thema, toller Autor. Als ich dann auch noch hörte, dass Kai Meyer sein Buch in der Berliner Otherland-Buchhandlung vorstellt, gab es kein Halten mehr. Endlich den Mann live sehen und hören, dessen Texte mich damals dazu trieben, bis drei Uhr nachts und länger zu lesen (trotz Schule 😉 ) und mich zum Heulen, Heulen und noch mehr zum Heulen brachte, als ich das Ende der Merle-Reihe las? Ich musste unbedingt zu dieser Lesung! Zumindest hat Dominic mir sofort geraten, dass ich mich nicht mittig im Raum aufstellen sollte, auf ihn zeigen und laut „Mörder!“ brüllen sollte. Das käme wohl nicht so gut, oder? Und tatsächlich, ich habe mich zusammengerissen.

Dennoch ging ich mit gemischten Gefühlen zur Lesung. Nach diesem Abend würde ich ein Bild von ihm in meinem Kopf haben. Es wären nicht mehr nur die Figuren, die ich so mag, sondern ich würde auch den Autor kennen, seine Stimme, sein Auftreten. Was, wenn er ganz anders wäre, als ich es mir erhoffte? Und was erhoffte ich mir überhaupt? Manchmal ist es nicht leicht, dem Gegenüber zu treten, den man für seinen Schreibstil bewundert.

Auf jeden Fall wurde ich überrascht. Meine Begleiterin und ich trafen einen Mann mit freundlicher Ausstrahlung, witzig und tollen Anekdoten rund um seine Bücher, Arbeit und Erlebnisse. Es hat Spaß gemacht, ihm zuzuhören, ich konnte gar nicht weghören oder wegsehen. Aber so sollte ein Geschichtenerzähler doch auch auftreten, man muss ihm einfach zuhören. Dazu hat Kai Meyer super gelesen und mich wirklich neugierig auf das Buch gemacht. Leider habe ich es nicht geschafft, dass „Asche und Phönix“ im Vorhinein zu lesen, aber jetzt liegt es auf dem SuB definitiv ganz oben. Ich möchte unbedingt wissen, ob Ash und Parker dem Teufelspakt entkommen.

Oh, und genauso gespannt bin auf den nächsten Titel von Kai Meyer, von dem er zumindest ein klitzekleines Bisschen verraten hat. Die Mischung, auf die er wohl abzielt, ist für mich jetzt schon ein Kaufgrund.

Aber nicht nur die Lesung hat mir einen schönen Abend bereitet, auch die Otherland-Buchhandlung sorgte für eine tolle Atmosphäre. Bücher über Bücher nur aus dem Phantastischem Bereich, (und so viele Englische!) es kribbelte mir beim Warten auf die Lesung richtig in den Fingern, all die Seiten zu lesen. So gesehen, werde ich der Buchhandlung bestimmt noch weitere Besuche abstatten und mich gleich für den Newsletter einschreiben. Auf die monatlichen Buchvorstellungen freue ich mich jetzt schon.

Der Abend verlief jedoch in vielerlei Hinsicht klasse. Nachdem ich mein signiertes Buch fröhlich umklammert hielt und die Autogrammkarte für eine Freundin gut verstaut hatte, stöberten wir noch ein bisschen durch die Buchhandlung, da meine Begleiterin noch ein Geschenk suchte. Die Beschreibung „Jugendbuch, guter Schreibstil, Happy End, nicht zu viel Fantasy und kein Horror, am besten von Kai Meyer“ trieb mich an meine Grenzen, daher sprach ich einen Mann an, der den Eindruck erweckte, ein Mitarbeiter der Buchhandlung zu sein.

Wir versuchten meine Begleiterin zu beraten, ich sammelte „Cocoon“, „Dark Love“, „Starters“ und noch ein paar andere aus den Regalen, um sie zu präsentieren. Derweil griff der Mitarbeiter ein Taschenbuch und als ich wieder auf unser Grüppchen zutrat, fragte meine Begleiterin nach einem Autogramm. Ergo, kein Mitarbeiter, sondern ein Autor. Erstes Wettnäpfchen. Zunächst konnte ich nur den Klappentext des Buches lesen und überlegte schon, wer der Mann mit Brille sein könnte. Bekannt kam er mir nicht vor. Aber als ich dann endlich den Titel sah und den Autorennamen des Taschenbuchs erblickte …. Boris Koch.

YIKES!

Ich wusste, dieser Moment würde eines Tages eintreffen, nachdem ich sein Werk „Gebissen“ abgebrochen und eher schlecht rezensiert habe. Und natürlich dann, wenn ich es am wenigstens erwarte! Aber ein Buch zu lesen oder mit den Autor darüber zu sprechen (und natürlich auch über einiges anderes), verändert die Sichtweise. Es ist dann nicht mehr ein unbekannter Name, sondern ein Gesicht, der angebliche Buchverkäufer, der sich solche Mühe gemacht hat, etwas für meine Begleiterin zu finden.

Also  ich habe ich mir an den Abend noch spontan Kochs Jugendbuch „Vier Beutel Asche“ geholt; mit der Versicherung des Autors, dass es dabei deutlich weniger Sex gäbe (das war der Hauptablehnungsgrund von „Gebissen“) und sogleich noch eine Widmung dazu. Jeder hat eine zweite Chance verdient, oder etwa nicht?

So gesehen, habe ich es geschafft, bei einer Lesung zwei Autoren kennenzulernen und gleich mit zwei signierten Büchern nach Hause zu gehen. Für neuen Lesestoff ist gesorgt!

Eine Lesung, zwei Autoren – Kai Meyer zu Gast in der Otherland-Buchhandlung, Berlin Kreuzberg
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