– Die sonderbare Buchhandlung des Mr. Penumbras –

Robin Sloan

352 Seiten

Karl Blessing Verlag

Weitere Informationen findet ihr auf der Verlagsseite oder der Website des Autors.

– VORWEG: SPOILERALARM. ANDERS FUNKTIONIERT DIE REZENSION DIESES WUNDERBAREN BUCHS NICHT. VERZEIHT. 😉 –

Über den Autor: Robin Sloan wurde 1979 in der Nähe von Detroit geboren und hat an der Michigan State University Wirtschaftswissenschaften studiert. Er hat für Twitter und verschiedene andere Onlineplattformen gearbeitet und schreibt gerade an einem neuen Roman. Er lebt in San Francisco.

Inhalt: Als Clay Jannon seinen Job als Webdesigner verliert, meldet er sich auf eine Stellenanzeige hin bei Mr. Penumbra, der in San Francisco eine alte, verstaubte Buchhandlung betreibt, die rund um die Uhr geöffnet ist. Clay übernimmt die Nachtschicht, und bald ist ihm klar, dass hier irgendetwas nicht stimmt: Die Kunden kaufen nichts, sondern leihen die Bücher nur aus, drei Stockwerke hohe Regale beherbergen riesige Folianten, die keine Texte beinhalten, sondern nur ellenlange Reihen aus Buchstaben. Nach und nach findet Clay heraus, dass Mr. Penumbra und seine Kunden einem uralten Geheimnis auf der Spur sind. Mit der Unterstützung seiner Freundin Kat und seines ältesten Kumpels Neel, sowie der Weisheit von Mr. Penumbra, macht sich Clay daran, dieses Geheimnis zu lüften. Ein Geheimnis, das bis in die Anfangszeiten des Buchdrucks zurückreicht.

Das Cover: So, so, so schön! Es passt einfach super gut zu Penumbras Buchhandlung und der Gesellschaft, die dahinter steckt. Mit einem Blick weiß der Leser: In diesem Buch geht es um Bücher. Jede Menge Bücher. 🙂

Sprache und Figuren: Von der ersten Seite an habe ich mich in dieses Buch verliebt. Die Sprache ist flüssig, aber nicht zu einfach, geleitet durch die Geschichte und fädelt nahtlos Rückblicke ein. Außerdem trifft der Erzähler genau meinen Humor.  Die Dialoge sind bis auf das letzte Wort abgestimmt, spritzig und natürlich witzig. Nach dem ersten Drittel des Buchs trifft der Leser auf viele technischen Begriffe, Programmiersprachen, Singularität, ab da an gewinnt der Text einen Touch von Sci-Fi, dennoch macht es ihn nicht unverständlicher. Ich habe ein gewisses Basiswissen, daher flogen für mich die Seiten problemlos unter den Fingern davon. Ich fand es sogar sehr gut eingebaut, denn trotz Beschreibung und Einsatz eines High-Tech-Bücherscanners, las ich die Liebe zu Büchern aus der Erzählstimme immer heraus.

Unangefochten an der Spitze steht jedoch Clay. Manchmal ein bisschen verpeilt, aber definitiv Heldenmaterial. Und natürlich trifft Clay auf ein Mädchen, auf Kat, eine Google-Mitarbeiterin, die ihm neuen Ehrgeiz und neue Ideen in den Kopf setzt, u.a. auch weil er Kat beeindrucken möchte. Er ist ja nicht dumm, im Gegenteil, eher herzensgut und innovativ, in der Vergangenheit lediglich zu wenig geschätzt. (Er hat einfach einen Tiefschlag zu viel erlitten.) Ich fand es klasse, wie sehr er sich für Penumbra einsetzte. Es hätte ihn auch einfach egal sein können, dass die Buchhandlung dicht machte, aber nein, er mobilisiert alle Kräfte und reist ihm nach New York hinterher. Ebenso passt die Beschreibung, dass man für ein Abenteuer einen Kämpfer (Neel), eine Zauberin (Kat) und einen Schurken (Clay) braucht. Er ist ein klein wenig schurkisch, „schummelt“ beim Rätsel und will das geheimste Buch abscannen.

Kundschaft und Clays Freunde werden wunderbar personifiziert und vorgestellt. Wie aus dem Leben gegriffen, mit Ecken, Kanten und Absonderlichkeiten – ganz toll! Die Handlung ist zwar nicht megaspannend, aber so kurios, dass ich das Buch gar nicht aus der Hand legen wollte.

Neel war meine liebste Nebenfigur. Einerseits diese Rollenspielwitze, die er mit Clay macht, dann seine Firma, die die Brüste animiert! Haha! 😀 Als würde der Kleinjungentraum eines jeden gemobbten Nerds in ihm wahr werden. Er verdient sein Geld mit Brüsten und wie sarkastisch der Autor dies wiedergibt! Ich musste das Buch wirklich vor Lachen kurz weglegen. Auch Kat wuchs mir mehr ans Herz. Sie ist eine unglaublich intelligente Frau voller Tatendrang, und doch voller Zweifel.

Lob und Kritik: Die tausend und eine Anspielung auf Bücher, Technik, Rollenspiele, … Ich habe jede Einzelne genossen.

Es haben sich während der Leserunde einige negative Stimmen gesammelt, an die ich mich aber nicht anschließe. Ich finde das Buch gelungen. Ebenfalls stört es mich nicht, wie viel Technik, Programme und wie viel Google in dem Buch verbaut sind. Ich finde die Mischung aus Altem und Neuem sehr gut, erfrischend, anders, neu. Im Nachhinein hat sogar das extreme Einbauen von Google, das so vielen negativ aufgestoßen ist, seinen Sinn. Und jetzt mal ehrlich, Google durchsetzt sehr wohl unser Leben und die Möglichkeiten, die im Buch aufgegriffen werden, liegen im Bereich des Machbaren und Realistischen.

Eine Mischung aus Tradition und Innovation. Herrlich, wie der Autor die Kontroversen des Buchmarkts anspricht, Ebooks, Amazon, ect. Man wird nicht belehrt, es wird nicht verteufelt, eher hatte ich das Gefühl, dass in die Handlung die einzelnen Standpunkte eingeflochten werden, sodass man sich sein eigenes Bild machen kann. Die Aussage: Alte und neue Medien können sehr wohl miteinander existieren. Haben sehr wohl ihre Vor- und Nachteile. Und die neue Technik ist zwar hervorragender denn je, aber auch sie schafft nicht alles. So war ich zum Beispiel ganz überrascht, wie offen Penumbra mit E-Readern und Bücherscannern umging. Das hätte ich von einem alten, jahrelangen Buchhändler nicht erwartet.

Dafür fielen mir fast die Augen aus dem Kopf, als ich das Geheimnis von Clays geliebter Drachenlied-Trilogie herausfand. Ich glaube, so etwas wünscht sich jeder leidenschaftliche Fantasyleser, aber sowas von. Das war jedenfalls klasse! Spitzfindig, klug durchdacht und mit Unterstützung seiner Freunde kommt Clay der Auflösung immer näher. So macht Lesen Spaß.

Das gewählte Ende und die Verschlüsselung. Simpel. Sehr schön. Rundet das Buch perfekt ab. Jeder hat nach der Formel für Unsterblichkeit gesucht, aber wie heißt das Sprichwort so schön? Der Weg ist das Ziel. Und so fanden auch Geritzoon und Manutius Unsterblichkeit. Und Clay kann – genauso wie die beiden Jahrhunderte zuvor – auch nur bestehen durch den festen Zusammenhalt seiner Freunde, gemeinsame Träume und den gemeinsamen Ideen.

Zusammenfassend: Das ist mein Buch! Der Humor ist genial! So nerdig, obwohl die Figuren sich auf einer Art magischen Indiana-Jones-Queste mit High-Tech-Ausrüstung befinden. Der Genre-Mix ist wirklich gut gelungen. Genauso wie die Detailverarbeitung, eigentliche Nebensächlichkeiten – wie Grumble – bringen genug Wenden in die Handlung, alles ist wichtig, alles ist miteinander vernetzt. Sehr, sehr gut! Daher vergebe ich 5 von 5 möglichen Sternen und bedanke mich abschließend für das Rezensionsexemplar und die Möglichkeit bei der Leserunde von Wasliestdu.de teilzunehmen.

Rezension : Robin Sloan – Die sonderbare Buchhandlung des Mr. Penumbras